Mit Nudging zu weniger Arbeitslosigkeit?

Ein innovatives Experiment zeigt, ob die bloße Bereitstellung von Informationen jungen Erwachsenen bei der Arbeitssuche helfen kann. Ein Forschungsprojekt mit der potenziellen Implikation mit wenig Kostenaufwand Arbeitslosigkeit verkürzen zu können - getrieben von Registerdaten.

Gerade für junge Leute ist die Jobsuche oft schwierig. Gleichzeitig kann sich längere Arbeitslosigkeit zu Beginn der beruflichen Laufbahn negativ auf die gesamte spätere Karriere auswirken. Daher stehen junge Erwachsene im Zentrum arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen. Im Fokus sind dabei meist berufliche Weiter-Qualifikationen. Doch auch kleine Interventionen können potenziell eine große Wirkung erzielen. Etwa sind Arbeitssuchende oft nicht gut informiert, welche Strategien bei der Arbeitssuche erfolgreich sind. So liefern beispielsweise persönliche Kontakte die vielversprechendsten Aussichten für eine gelungene Suche. Wenn man nun versuchen würde, Arbeitssuchende über diese und andere Strategien aufzuklären, würden sie dann schneller einen Job finden?

Personen mit niedriger formaler Bildung profitieren

Genau diese Frage haben sich die AutorInnen in dem Paper Information, Reflection, and Successful Job Search: A Nudging Experiment gestellt. Mittels eines Video-Clips und einer Online-Umfrage sollten arbeitssuchende junge Erwachsene über Möglichkeiten und erfolgreiche Strategien der Jobsuche informiert werden sowie über ihre eigenen Suchanstrengungen reflektieren. Diese kleinen und zwanglosen Anstoße („Nudges“) wurden per Email an zufällig ausgewählte Personen verschickt, die sich beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitssuchend gemeldet hatten. Weitere arbeitssuchende Personen fungierten als Kontrollgruppe, um die Veränderung über Zeit in den verschiedenen Gruppen zu beobachten und feststellen zu können, ob diese Nudges helfen, schneller einen neuen Job zu finden.

Hier kommen die Registerdaten ins Spiel: Über den Sozialversicherungsstatus wurde für die folgenden 25 Wochen überprüft, ob sich die untersuchten Personen in Beschäftigung befinden, oder nicht. Für Personen mit niedriger formaler Bildung (ISCED 0-2) – etwa ein Drittel der jungen Arbeitssuchenden – lassen sich dabei tatsächlich Effekte der Intervention festmachen, in der die Personen zunächst das Survey und danach das Video erhielten. So betrug am Ende des Beobachtungszeitraumes die Arbeitslosigkeit in dieser Gruppe 58,7% Prozent, während sie in der Kontrollgruppe bei 62,3% lag. Für Personen mit höherem formalem Bildungsniveau lassen sich hingegen keine signifikanten Effekte erkennen. Dies legt nahe, dass besonders benachteiligte Personen von Informationen über erfolgreiche Suchstrategien profitieren können.

Ideen eine Chance geben

Auch wenn die Wirkung der Nudging-Intervention mit diesem ersten Experiment nicht vollständig gesichert ist, zeigt die Studie, wie dringend wir Forschung dieser Art benötigen. Ein Ziel von uns Forschern und Forscherinnen ist es, Wirkungsmechanismen zu entdecken, die genutzt werden können, um die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern. Neue Ideen, etwa ob kleine Stellschrauben etwas zum Besseren verändern, können dadurch getestet werden. Um zu überprüfen, ob diese Ideen effektiv sind, braucht es den Zugang zu einer Fülle von Daten.

Über die AutorInnen der Studie: Monika Mühlböck ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Universität Mannheim, Fabian Kalleitner und Bernhard Kittel sind Forscher am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien und Nadia Steiber ist Mitglied der Forschungsgruppe in_Equality and Education am Institut für Höhere Studien.

Text und Grafiken: Lukas Schmoigl

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